Blick auf das mögliche Heiligtum am Heiligkofel in St. Johann im Walde in Osttirol.

Heiligkofel – Ein neu entdecktes Heiligtum der Eisen- und Römischen Kaiserzeit in Osttirol

Im Zuge von Prospektionstätigkeiten konnte 2019/20 von den mit Harald Stadler zusammenarbeitenden Sondengehern Michael Jost, Lukas Kratzer und Erich Weinberger ein bisher unbekannter Opferplatz entdeckt werden. Dieser liegt auf einer der heutigen Siedlung Oberleibnig (St. Johann im Walde, Lienz) im Süden vorgelagerten Kuppe. Unter den qualitätsvollen, prähistorischen bis römischen, Kleinfunden sind Waffen, Fibeln und Münzen aber auch ein Fingerring, Bratspieße und Äxte. Insgesamt wurden über 150 Artefakte geborgen.

Die Zusammensetzung der Objekte, ebenso wie die exponierte Lage der Fundstelle deuten auf eine rurale Kultstätte hin, die vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. aufgesucht wurde. Dieser Platz wäre, neben den hochalpinen Stationen am Alkuser See und Potschepol (von 2006 bis 2018 durch Harald Stadler untersucht) und dem Heiligtum am Klosterfrauenbichl (von Gerald Grabherr und Barbara Kainrath untersucht) der dritte teiluntersuchte Opferplatz in Osttirol.  Weitere interdisziplinäre Untersuchungen können wichtige Ergänzungen zur regionalen Fundlandschaft liefern.

Eine Grabungskampagne, die 2021 von der Universität Innsbruck, der Gemeinde St. Johann im Walde und dem Tourismusverband Osttirol finanziert und in Zusammenarbeit mit dem Verein Archäologisches Forschungsnetzwerk Innsbruck realisiert wurde, bot einen ersten Einblick in die Struktur des Fundplatzes. Gruben und Auffüllschichten zeugen von einer großflächigen Umgestaltung, die anhand des Fundmaterials in die ersten beiden Jahrhunderte nach der Zeitenwende datiert werden kann – ältere Kleinfunde innerhalb der Schichten zeugen von einer älteren Nutzung. Eine wahrscheinlich zeitgleiche flächige Steinplanierung, die direkt auf den gewachsenen Felsen aufgebracht wurde, zeugt von der bewussten Gestaltung der Topographie. Das Fundmaterial aus der heurigen Grabungskampagne umfasst unter anderem etwas über 20 Fibeln, rund 160 vorwiegend blaue Glasperlen, Bergkristallfragmente und eine circa drei Zentimeter große Miniatur einer eisernen Lochaxt. Zudem konnten bei einem begleitenden Survey weitere römische Militaria, aber auch neuzeitliche Objekte geborgen werden. Während erste Erkenntnisse gewonnen wurden, stellen sich aber auch weitere Fragen, die hoffentlich in den nächsten Jahren geklärt werden können.

Autoren: Elisabeth Waldhart, Harald Stadler