Grabungsteam (v. l. Stefan Pircher, Daniel Simunovic und Niklas Angermann) mit den Fundamenten des spätantiken Hauses in der Flur Klammer im Hintergrund (Foto: Stefan Pircher).

Rettungsgrabungen in der römischen Stadt Teurnia 2022

Projektleitung: Stefan Pircher

Im Zeitraum von Ende Februar bis Mitte Juli 2022 führte das archäologische Forschungsnetzwerk Innsbruck (AFIN) unter der Leitung von Stefan Pircher an drei Stellen in der römischen Stadt Teurnia (Lendorf, Bez. Spittal/Drau, Kärnten) Rettungsgrabungen durch. Die Eingriffe erfolgten im Zuge einer Probesondage, einer Wohnhauserweiterung und der Errichtung einer Hangstützmauer. Gegraben wurde einerseits entlang der westlichen Abhangkante der Flur Melcher (sogenannte Forumsterrasse), andererseits in der nördlich vom Melcherfeld gelegenen Flur Klammer. Als älteste Befunde in der Flur Klammer sind die Reste eines Estrichbodens aus der römischen Kaiserzeit anzusprechen. Darüber wurden im 4. Jahrhundert n. Chr. die Fundamente eines Gebäudes errichtet, unter denen sich der ältere Estrich gut abzeichnete. Zudem war es möglich, den Bodenaufbau des spätantiken Hauses nachzuvollziehen: Aus der Planierung unter dem zum Wohnhaus gehörenden Fußboden stammt Fundmaterial, das auf eine Anhebung des Bodenniveaus in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts hinweist.
Im westlich angrenzenden Grundstück konnte eine 0,9 m starke und über 1,5 m hohe Mauer dokumentiert werden. Möglicherweise handelte es sich bei dem Mauerwerk um eine Hangstützmauer, was aufgrund der geringen Ausmaße der Sondage nicht mit Sicherheit feststellbar war.
Der eindrucksvollste Befund offenbarte sich entlang der westlichen Abhangkante der Flur Melcher. Es handelte sich dabei um die partiell noch über 2,5 m hoch erhaltene, 1,2 m starke Hangstützmauer der sogenannten Forumsterrasse. Südlich daran anschließend reduzierte sich die Mauer auf eine Breite von 0,6 m. In ihrer Ausführung lässt sich für den südlichen Mauerteil außerdem ein Qualitätsverlust gegenüber der nördlichen Hangsicherung beobachten. Am südlichen Ende des Grabungsareals wurde ein Abwasserkanal dokumentiert, der zu den öffentlichen Thermen von Teurnia gehören dürfte.
Wir bedanken uns bei allen Bauherren und Grundstückseigentümern für die Beauftragungen.

Autor: Stefan Pircher